Seit Frederick Winslow Taylor, der geniale und oft kritisierte US-Ingenieur das Prinzip der Aufteilung von Arbeitsprozessen erfand, hat sich in der industriellen Wirtschaft sehr viel getan. War es Ende des 19. Jahrhundert noch üblich alles möglichst selbst zu produzieren, steht heute die Spezialisierung auf die eigentliche Kernkompetenz der Produktion im Vordergrund. In der Entwicklung von damals zu heute hat die Lohnfertigung immer mehr an Stellenwert gewonnen. Hier soll beleuchtet werden was dahinter steckt.
Der Auftraggeber
Zunächst sollten wir uns anschauen, wer bei dem Thema Lohnfertigung eine Rolle spielt. Zum einen gibt es einen Auftraggeber, der innerhalb seines Produktionsprozesses Arbeiten nicht selber erledigen will, oder kann. Er hat ein Interesse daran die von ihm vorgegebenen Arbeiten mit den von ihm bereitgestellten Produkten oder Bauteilen, so günstig wie möglich erledigen zu lassen. Dabei muss darauf geachtet werden, dass die Ausführungsqualität zu den Qualitäten des Auftraggebers passt. Die Vorteile für den Auftraggeber liegen auf der Hand. Er braucht weder Investitionen für Maschinen noch Personalaufbau für die betroffenen Arbeitsschritte. Nachteilig ist zu bewerten, dass auch der Auftragnehmer nur mit Gewinnerzielung überleben kann. Also wird die zu Erledigende Arbeit um die Marge teurer.
Der Auftragnehmer
Zum anderen haben wir den Auftragnehmer. Er hat sich auf die Verrichtung von speziellen Tätigkeiten ausgerichtet, entsprechende Maschinen und/oder Fachpersonal. Für ihn ist es von Vorteil, dass er die Bauteile oder Produkte die zu verarbeiten sind, meist nicht selbst kauft. Er verdient an dem Teil seiner Wertschöpfung ohne den erhöhten Kapitaleinsatz und hat auch mit den Absatzkosten zur Vermarktung des fertigen Produktes zu tun. Nachteilig für ihn ist, dass er rechnerisch immer in Konkurrenz mit der Selbstfertigung des Auftraggebers steht. Daher sollte die Effektivität des Betriebs sehr hoch sein, wenn er auf Dauer erfolgreich sein will.
Anwendungsgebiete und Bewertung
Die klassischen Anwendungen finden in der temporären Erhöhung von Kapazitäten oder der Nutzung einer höheren Spezialisierung des Lohnfertigers statt. Die höhere Spezialisierung kann entweder durch Einsatz von teuren Werkzeugen oder Maschinen oder durch entsprechend qualifiziertes Personal entstehen. Hier sind als Beispiele CNC-Arbeiten oder Elektronikbauteile nach Kundenwunsch zu nennen.
Ein erfolgreicher Einsatz kann aber auch die Weiterverarbeitung von Fertigprodukten, nach dem eigentlichen Produktionsprozess sein, um dem Kunden einen erweiterten Service zu bieten. Nehmen wir beispielsweise eine Produktion von Fertiggaragen. Hier sollen Schalter und Steckdosen eingebaut werden. Der Produktionsbetrieb möchte aber kein Fachpersonal für Elektroinstallation beschäftigen und verknüpft die Auftragsvergabe beim Hersteller für Schalter und Steckdosen an eine Vorkonfektion mit Steckersystem. So muss in der Produktion nur gesteckt und nicht installiert werden.
Es ist festzustellen, dass richtig eingesetzt, die Lohnfertigung sehr viele Vorteile hat. Aber, kein Licht ohne Schatten. Klar ist bei allem auch, dass die verlängerte Werkbank auch eine zusätzliche Schnittstelle mit zusätzlicher Logistik und allen daraus resultierenden Risiken darstellt.
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